Was sind Grenzen?

Grenzen gibt es natürlich überall. Im Sinne der Dialektik haben wir alle das Begrenzte und Grenzenlose in uns. Die Polaritäten wie zum Beispiel Licht und Schatten, das Selbstlose und das Ego sowie Liebe und Hass bedingen einander. Wichtig dabei ist, dass wir unsere eigenen Themen, Prozesse, Ängste, Widersprüche und Entfremdungen annehmen und mit unseren Mitmenschen in einen möglichst ergebnisoffenen, wertschätzenden und empathischen Dialog kommen können. Dabei geht es auch darum, Pluralität auf der Wahrnehmungs- und Haltungsebene aushalten zu können, um dialektische Prozesse konstruktiv in Gang zu setzen. Daran können wir arbeiten und auf Augenhöhe von- und miteinander lernen.Soweit die Theorie, in der praktischen Umsetzung können wir Menschen manchmal ganz schön begrenzt sein.

Dazu gibt es natürlich viele strukturelle, gesellschaftliche und politische Grenzen. Hier braucht es wesentlich mehr Dialog & Miteinander und Allgemeingüter wie Kunst & Kultur, Bildung, Gesundheit und dezentrale Infrastrukturen sollten für alle Menschen zugänglich sein. Dabei geht es natürlich auch um die Verteilung von Geld, Macht und Einfluss. Letztlich sind wir alle geprägt von unserer neoliberalen Gesellschaftskultur, welche nicht nur einen zerstörerischen Finanz-Turbokapitalismus, marktgerechte Demokratien, Krieg und Ausbeutung beinhaltet, sondern auch zunehmend unsere individuellen, zwischenmenschlichen, gruppendynamischen und gesellschaftlichen Realitäten. Das vermeintlich Grenzenlose landet dann bei Schneller-Weiter-Mehr, Selbstoptimierung, Me-First-Mentalität und Spaltung. Spaltung ist wohl eine der prägendsten Grenzen.

Es braucht Systeme und Strukturen, die wirklich für und mit allen Menschen sind bzw. für die 99 % und nicht nur für einige wenige Privilegierte. Die individuellen und kollektiven Transformationsprozesse umfassen ALLE Aspekte, die das Leben in einer komplexen heterogenen Gesellschaft ausmachen: die sozialen wie die bildungspolitischen, die wirtschaftlichen, ökologischen und kulturellen ebenso wie die persönlichen, zwischenmenschlichen und gesamtgesellschaftlichen Themenbereiche. Sie dürfen nicht länger getrennt voneinander gesehen werden, sondern müssen als Ganzes wahrgenommen und angenommen werden, da sie nun einmal in Beziehung zueinander stehen.

Zu Zeiten der individuellen und gesellschaftlichen Spaltung brauchen wir Inklusion statt Separation, Kooperation statt Konkurrenz, mehr Dialog & Miteinander und gelebten Frieden für alle Menschen auf diesem Planeten. Letztlich geht es um unser Bewusstsein. Was von Menschen gemacht worden ist, kann auch verändert werden. Im Kleinen wie im Großen. Für mich persönlich ist es eine Lebensaufgabe, Grenzen zu spüren, mit ihnen im Prozess zu sein, daran zu wachsen und gesellschaftspolitisch aktiv zu sein. Let's do it together - auf in eine neue Beziehungskultur.